[Rezension] Eric-Emmanuel Schmitt - "Das Evangelium nach Pilatus"

Eric-Emmanuel Schmitt - Das Evangelium nach Pilatus

Verlag: Der Audioverlag
Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie, Werbeagentur, München - Zürich
Umschlagabbildung: Sabine Lehr
ISBN-13: 9783898134576
Dauer: 3 CDs, 230 min
Erschienen: September 2005
Sprecher: Burghart Klaußner

Meine Meinung
Die Geschehnisse der Evangelien – diesmal aus Sicht verschiedener Beteiligter. Zunächst erzählt Jeshua, der auf seine Kreuzigung wartet, von seiner Kindheit, wie er sich berufen fühlte, wie er gelebt und was er bewirkt hat. Obwohl ich nicht bibelfest bin, erkenne ich viele Szenen wieder und die Sichtweise fand ich ungeheuer interessant. Denn Jeshua sieht sich nicht als der Befreier, sonder vielmehr tut er, was er tun muss. Er glaubt an die Liebe und lebt genau diesen Glauben. Doch dies gefällt natürlich nicht allen und Jeshua weiß, dass er sterben muss, dass es für ihn keinen anderen Weg gibt. 

Nach der Kreuzigung wechselt die Sichtweise und Pilatus stellt seinen Blick auf die Dinge dar. Gerade diesen Abschnitt fand ich sehr interessant, geht es vor allem auch darum, was nach der Kreuzigung geschah. Manchmal imponiert die Schilderung Pilatus, der in Briefen seinem Freund Titus die Geschehnisse schildert, wie ein Krimi. Es wird zwar kein Mörder gesucht, aber eine Leiche, denn das Verschwinden Jesus und seine Auferstehung wurden nicht einfach als gegeben gesehen, nein, es wurde ein Komplott vermutet und erst nach und nach werden alle Fragen geklärt – oder auch nicht, denn es bleibt jedem selber überlassen, was er glauben möchte oder nicht. 

Anfangs hatte ich Probleme mit dem Sprecher Burghart Klaußner, den ich zunächst als eintönig und wenig lebendig empfunden habe, doch im Laufe des Hörbuches fand ich die Stimme zunehmend passend und konnte mich mit ihr anfreunden. 

Die Idee es Buches ist einfach grandios und wieder bestätigt sich, dass es interessant ist, Dinge auch mal von einer anderen Warte und Seite zu betrachten. Durch die verschiedenen Figuren und deren Sichtweisen werden die Geschichten lebendig und bekommen einen ganz neuen Sinn. Wieder und wieder habe ich innehalten müssen, um über eine Szene nachzudenken, denn immer wieder habe ich neue Denkanstöße erhalten. Gerade Pilatus, der nur das glaubt, was er sieht, hat mir sehr gefallen, die Gespräche zwischen ihm und seiner Frau Claudia, die den Glauben in sich trägt, dabei aber nicht penetrant oder belehrend ist, waren sehr interessant und lassen sich Pilatus in eine Richtung entwickeln, die ich zunächst nie vermutet hätte. 

Es ist kein Buch für zwischendurch, das nur unterhalten soll, sondern eines, das zum Nachdenken anregt und zum Innehalten einlädt. Doch gelohnt hat es sich auf jeden Fall - für mich wirklich ein gelungenes Werk!


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