[Rezension] Ferdinand von Schirach - "Der Fall Collini"

Ferdinand von Schirach - Der Fall Collini
Roman

Verlag: OSTERWOLDaudio
ISBN-13: 978-3-869-52103-9
Dauer: Ungekürzte Lesung, 3 CDs, 224 min.
Erschienen: 2. September 2011
Sprecher: Burghart Klaußner

Zum Inhalt 
„Vierunddreißig Jahre hat der Italiener Fabrizio Collini als Werkzeugmacher bei Mercedes-Benz gearbeitet. Unauffällig und unbescholten. Und dann ermordet er in einem Berliner Luxushotel einen alten Mann. Grundlos, wie es scheint. Der junge Anwalt Caspar Leinen bekommt die Pflichtverteidigung in diesem Fall zugewiesen. Wieder und wieder versucht er die Tat zu verstehen. Vergeblich, denn Collini gesteht zwar den Mord, aber zu seinem Motiv schweigt er. Und so muss Leinen einen Mann verteidigen, der nicht verteidigt werden will. Ein zunächst aussichtsloses Unterfangen, aber schließlich stößt er auf eine Spur, die weit hinausgeht über den Fall Collini und Leinen mitten hineinführt in ein erschreckendes Kapitel deutscher Justizgeschichte...“ (Quelle: amazon.de)

Meine Meinung
Schon lange wollt ich mal ein Buch von diesem Autor lesen, und schon oft hatte ich eines in der Hand. Ich gebe zu, dass mich der hohe Preis der eher dünnen Bücher stets abgehalten hat, eines zu kaufen. Als ich dann die Möglichkeit hatte, eines seiner Bücher zu hören, habe ich diese Chance natürlich ergriffen.
Ich bin hin und her gerissen, was ich von dem Buch halten soll. Auf der einen Seite finde ich die Idee der Geschichte gut – einen Mann verteidigen zu müssen, der gesteht und gar nicht verteidigt werden will. Gefallen hat mir auch, was sich im Verlauf der Geschichte ergibt, dass es nämlich gar nicht mehr nur um den Mord geht, sondern ein Stück deutscher Justizgeschichte aufbereitet wurde - wie ist die deutsche Justiz mit NS-Verbrechen umgegangen. Auch eine Liebesgeschichte gibt es noch in diesem dünnen Büchlein – und genau das war auch mein Problem: mir waren es zu viele Themen auf zu wenig Seiten. Ich hätte gewünscht, dass sich die Geschichte mehr entwickelt und einem als Hörer (oder Leser) nicht einfach nur die Fakten geschildert werden. Das liegt sicherlich auch an dem Schreibstil des Autors: er ist klar, knapp und schnörkellos, eher sachlich und trocken und erinnert mich daher auch eher an eine Reportage als an einen Roman. Was mir wirklich gefehlt hat, ist die Entwicklung – sowohl der Handlung als auch der Charaktere.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht eigentlich der gerade erst zugelassene Anwalt Caspar Leinen, der als Pflichtverteidiger für den Italiener Fabrizio Collini bestellt wird. Leider konnte ich keine rechte Beziehung zu ihm aufbauen, die ganze Zeit ist er mir merkwürdig fremd geblieben, obwohl man in der ersten Hälfte des Buches auch einiges über ihn erfährt. Vielleicht liegt es auch an dem kühlen und kalten Schreibstil, der mich einfach nicht hat mitfühlen lassen – weder mit dem Fall, noch mit den einzelnen Charakteren. Man erfährt auch viel über das Leben eines Anwalts im allgemeinen, wie es in „diesen Kreisen“ zugeht – und das fand ich als Außenstehender sehr interessant. Dennoch aber kann ich den Eindruck, dass es sich eher um eine Gerichtsreportage und nicht um einen Roman handelt – zu kühl und distanziert wird die Geschichte erzählt, als dass ich wirklich Teil davon bin oder gar mitfühlen kann.
Sehr gut gefallen hat mir aber der Sprecher Burkhart Klaußner. Seine Stimme fand ich sehr angenehm und er hat es geschafft, trotz der trockenen und schnörkellosen Erzählart etwas Leben in die Geschichte zu bringen. Letztlich ist es ihm zu verdanken, dass ich die Geschichte nicht abgebrochen habe und doch noch eine gewisse Neugierde verspürt habe. 

Mein Fazit
Mich hat dieser Fall eher an eine Reportage als an einen Roman erinnert – das liegt vor allem an dem klaren und schnörkellosen Schreibstil, der sachlich und trocken zwar viele Fakten darstellt, mich die Geschichte dadurch aber leider nicht berührt hat. Die Idee ist gut und auch das Thema deutscher Justizgeschichte fand ich interessant. Aber ich hätte mir einfach mehr Entwicklung und damit auch mehr Seiten gewünscht, damit mich dieses Buch überzeugen könnte. So war es interessant, aber berührt hat mich das Buch leider nicht. Gut gewählt fand ich den Sprecher Burkhart Klaußner, der der Geschichte doch noch etwas Leben geben konnte. Insgesamt gebe ich dem Hörbuch 3/5 Sternen.


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