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[Rezension] Zoran Drvenkar - "Still"

Zoran Drvenkar - Still
Thriller

Verlag: DAV (Der Audio Verlag)
Umschlaggestaltung: wunderland.com
ISBN-13: 978-3-862-31449-2
Dauer: 6 CDs, 457 min., ungekürzte Lesung
Erschienen: 1. September 2014
Sprecher:  Christoph Maria Herbst

Hörbuchrückentext
„Wenn es Winter wird und Schnee und Eis alle Spuren verwischen, erwacht in den einsamen Wäldern Brandenburgs das Böse. Über Nacht verschwinden Mädchen und Jungen auf mysteriöse Weise. Kein Kind wird je wiedergesehen. Nur ein Mädchen taucht unerwartet und verstört wieder auf, seine Lippen sind seitdem verschlossen. Erst als ein verzweifelter Vater auf eigene Faust zu ermitteln beginnt, bricht es sein Schweigen. Doch damit dreht sich die Spirale des Bösen nur noch schlimmer.“

Meine Meinung
Das Buch wurde ja einige Zeit sehr gehypt und auch ich war neugierig auf die Geschichte und den besonderen Erzählstil, dessen sich Zoran Drvenkar bedient. Leider aber muss ich sagen, dass mich das Hörbuch nicht so packen konnte, wie ich gehofft hatte – vielleicht wäre dies doch ein Titel gewesen, den ich besser gelesen als gehört hätte.

Die Art des Erzählens fand auch ich sehr ungewöhnlich, aber reizvoll. Das Buch ist in unterschiedlich lange Kapitel aufgeteilt, die jeweils mit „Ich“, „Sie“ oder „Du“ betitelt sind und damit die Erzählperspektive klarmachen – das hat mir grundsätzlich gut gefallen und war für mich zumindest in der „Du“-Perspektive auch neu. Dafür aber braucht das Buch lange, um überhaupt Fahrt aufzunehmen und Spannung zu erzeugen – gerade in der ersten Hälfte tappt der Hörer lange im Dunkeln und weiß nicht so recht, um was es überhaupt geht, dazu passiert einfach noch sehr wenig. Ich denke, der Wechsel zwischen den verschiedenen Kapiteln, die zum Teil wirklich sehr kurz geraten sind, soll die Spannung erhöhen, bei mir hat das jedoch gerade am Anfang eher zu Verwirrung geführt und mir den Spaß am Zuhören genommen. Das hat sich dann im Laufe der Geschichte gegeben, doch ich war erst in der zweiten Hälfte gefesselt. Dabei hat mich das Thema dann leider gar nicht angesprochen, und ich fand die Geschichte sehr skurril und konstruiert – vom mir nicht verständlichen Ende mal ganz abgesehen, dass mich nach Beenden des Hörbuchs wirklich mit viel zu vielen Fragen zurückließ. 

Von den Charakteren gab es für mich keinen, in den ich mich hineinversetzen konnte oder der mich hat mitfiebern lassen. Klar hat auch mir der Vater, der aus Rache nach den Entführern (und vermutlich auch Mördern) seiner Tochter sucht, leid getan, dennoch aber konnte ich ihn und seine Handlungen nicht verstehen. Nicht immer ist leicht verdaulich, was in der Geschichte geschieht, gerade wenn es um Kinder geht, vielleicht bin ich da aber auch sehr sensibel. Gerade deswegen hätte ich mir eine Figur gewünscht, mit der ich mich identifizieren konnte – die aber habe ich leider nicht bekommen. 

Der Schreibstil hat dann das Seine zu dem düsteren Thema getan – er passt wunderbar in die dunkle und atmosphärisch dichte Geschichte mit seinen kurzen, oft abgehackten Sätzen, angenehm oder gar gut zum zuhören fand ich ihn aber nicht. Auch Christoph Maria Herbst hat mit seiner Stimme enorm viel Stimmung erzeugt – mir aber war da einfach zu wenig Intonation und Betonung, als das mir seine Art des Vorlesens wirklich gefallen hat.

Mich hat das Hörbuch leider nur in der zweiten Hälfte fesseln können, die erste fand ich langatmig und wenig interessant, das Ende hat dann leider so viele Fragen bei mir erzeugt, dass ich fast schon wieder vergessen habe, dass das Buch durchaus auch spannend und packend war. Vielleicht hätte dieser Titel für mich als Buch besser funktioniert, als Hörbuch jedoch kann ich leider nur 3 von 5 Sternen vergeben.

Mein Fazit
Die erste Hälfte fand ich leider sehr langatmig, in der zweiten wird es dann packender und auch spannend – das Ende jedoch hat mir dann gar nicht gefallen, hat es doch viele Fragen bei mir aufgeworfen, die leider nicht beantwortet sind. Die Erzählweise ist sicherlich eigen und schafft eine erstaunliche, sehr unbehagliche Atmosphäre, angenehm zum Hören fand ich die oft kurzen und sehr abgehackten Sätze leider nicht. Das hat auch der Sprecher Christoph Maria Herbst, den ich aus anderen Hörbüchern schon kannte und schätzen gelernt habe, nicht verbessern können – ganz im Gegenteil hat er durch seine minimalistische Betonung diesen Effekt noch verstärkt. Mich hat dieses Hörbuch leider gar nicht überzeugt, ob ich andere Bücher des Autors probieren werde, weiß ich noch nicht – diesem hier gebe ich 3 von 5 Sternen.


2 Kommentare:

  1. Hi Sabine!

    ich kann mir gut vorstellen, dass das als Hörbuch schwierig ist. Ich persönlich komme ja gar nicht in eine Geschichte rein, wenn ich sie "nur" höre und vorher gar nicht kenne - aber ist aber ein sehr eigenes Problem von mir ;)
    Durch die vielen Sichtwechsel ist es wahrscheinlich wirklich schwer, da reinzufinden und die Atmosphäre zu spüren - beim Lesen ist mir das allerdings gut gelungen, manchmal sogar zu gut, weil mich das so richtig reingezogen hat. Das Thema ist ja eh schon schwierig, aber dieses unterschwellige Grauen, das war schon stellenweise nicht leicht zu verdauen ... von der Umsetzung her aber sehr gut gemacht, fand ich.

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Ich denke, ich gebe dem Autor mit einem anderen Buch noch eine Chance - das werde ich dann aber selber lesen und nicht hören. Denn von der Idee her hat mir der Aufbau des Buches sehr gut gefallen. Mal sehen - vielleicht geht das für mich ja besser.

      Liebe Grüße
      Sabine

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